18. September 2025 in Aktuelles
Kritik an Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare, die über Vatikan Dokument "Fiducia supplicans" hinausgehen - Alle LGBTQ-Themen führten zur Polarisierung in der Kirche, er wolle nicht weiter zu dieser Polarisierung beitragen
Rom (kath.net/KAP) Papst Leo XIV. hat sich eindeutig gegen eine Änderung der kirchlichen Lehre zur menschlichen Sexualität ausgesprochen. Er wolle wie sein Vorgänger Franziskus jeden Menschen unabhängig von seiner Identität willkommen heißen; die Lehre der Kirche zur Sexualität werde sich aber in absehbarer Zeit nicht ändern, sagte der Papst in einem am Donnerstag vorab veröffentlichten Interview mit der US-amerikanischen Vatikan-Korrespondentin Elise Ann Allen vom Portal "Crux". Alle LGBTQ-Themen führten zur Polarisierung in der Kirche, er wolle nicht weiter zu dieser Polarisierung beitragen, so der Papst. Die traditionelle Familie aus Vater, Mutter und Kindern müsse wieder anerkannt und gestärkt werden, sie habe in den vergangenen Jahrzehnten "manchmal gelitten." Er teile die Einschätzung aus anderen Erdteilen, dass westliche Gesellschaften derzeit zu sehr auf Fragen der sexuellen Identität fixiert seien. Die in manchen Ländern Europas eingeführte feierliche Segnung homosexueller Paare lehnt der Papst ab.
Wörtlich sagte der Papst, diese Segensfeiern verstießen "eindeutig gegen das von Papst Franziskus genehmigte Dokument 'Fiducia supplicans'." In diesem Dokument hatte der Vatikan im Dezember 2023 die Segnung von Menschen in homosexuellen Partnerschaften erstmals überhaupt erlaubt. Zugleich betont das Dokument, dass es sich dabei nicht um feierliche Segnungen wie bei einer Ehe von Mann und Frau handeln dürfe. Zur Homosexuellen-Segnung sagte der Papst in dem Interview, die Kernaussage des Dokuments laute: "Natürlich können wir alle Menschen segnen."
Zugleich betonte er, das Dokument suche "nicht nach einem Weg, irgendeine Form des Segens zu ritualisieren, denn das entspricht nicht der Lehre der Kirche". Leo kündigte an, er werde wie sein Vorgänger Franziskus weiterhin über den Wert der Familie sprechen, die "auf dem feierlichen Versprechen eines Mannes und einer Frau beruht, das im Sakrament der Ehe gesegnet wird". Mit Blick auf gleichgeschlechtlich liebende Paare bedeute dies "nicht, dass diese Leute schlechte Menschen sind". Es sei "wichtig, Menschen zu akzeptieren, die anders sind als wir, und zu akzeptieren, dass sie in ihrem Leben Entscheidungen getroffen haben, und dass wir sie respektieren".
Das von Papst Franziskus genehmigte Vatikan-Dokument "Fiducia supplicans" führte zu weit auseinander gehenden Reaktionen in der weltweiten katholischen Kirche. Während es vor allem in Afrika von Bischöfen radikal abgelehnt wurde, entwickelten einige Diözesen in Europa die Idee deutlich weiter und erlaubten feierliche Segnungen homosexueller Paare in der Kirche. Das Interview ist Teil einer neuen Biografie von Elise Ann Allen über den Papst, die am Donnerstag unter dem Titel "León XIV: ciudadano del mundo, misionero del siglo XXI" (Leo XIV.: Weltbürger, Missionar des 21. Jahrhunderts) auf Spanisch erschienen ist. Allen veröffentlichte zentrale Aussagen des Papstes aus dem Interview am Donnerstag vorab in Rom. Erste Teile hatte sie bereits am Sonntag publiziert.
In dem Interview sprach sich Papst Leo XIV. auch ausdrücklich für mehr Wertschätzung der traditionellen Familien aus Vater, Mutter und Kindern aus. Die Familie sei "das Fundament" der Gesellschaft, betonte er. "Wenn wir dieses Fundament wegnehmen, wird es sehr schwierig, auf anderen Wegen zu lernen, wie man einander liebt und respektiert." Weiter sagte der Papst, in der Familie lerne man, "wie man mit anderen lebt und jene toleriert, die andere Meinungen haben". Er selbst habe eine wunderbare Beziehung zu seinem Vater und zu seiner Mutter gehabt. Mit seinen beiden Brüdern sei er heute noch eng verbunden, auch wenn einer von ihnen am anderen Ende des politischen Spektrums sei und obwohl man an unterschiedlichen Orten lebe. Er selbst sei aufgrund seiner Familienerfahrung der geworden, der er heute ist, betonte der Papst.
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