
3. November 2025 in Spirituelles
„In den sozialen Medien rede und schreibe ich nicht vergeblich; denn Gott hört mir zu. Das gibt mir den Mut, nicht aufzuhören und mich immer mehr von jeder Polarisierung zu entfernen.“ Von Dr. Michael Schneider-Flagmeyer
Wuppertal (kath.net) Auf Facebook ziehen sich immer mehr Seitenbetreiber und Administratoren zurück, weil sie müde und mutlos geworden sind. Für was mache ich mir eigentlich noch die Mühe? Viele Follower verlassen einen und immer mehr Menschen hören mir nicht mehr zu.
Soll ich mich denen anschließen, die immer mehr polarisieren und nach links oder rechts rücken, dann sind mir Tausende von Followern gewiss. Oder bleibe ich bei meiner Haltung und gehe in den sozialen Medien langsam aber sicher unter?
Ich bleibe und gebe nicht auf.
Dazu hat mir eine kurze Geschichte des großen jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber verholfen. Sie heißt: „Oben und unten“ (In: Das dialogische Prinzip, Heidelberg 1979, S. 160 f): „Oben und unten sind aneinander gebunden. Wer mit den Menschen reden will, ohne mit Gott zu reden, dessen Wort vollendet sich nicht; aber wer mit Gott reden will, ohne mit den Menschen zu reden, dessen Wort geht in die Irre.“
Und dann erzählt Buber ein Geschichte: Ein Mann stirbt und wandert in der „großen Leere“ umher zur Pforte des Geheimnissen. Er klopft an: „Ich habe den Ohren Menschen dein Lob verkündet, aber ihre Ohren waren mir taub.“ Gott sagt ihm, er solle wieder umkehren; denn hier sei ihm kein Ohr.
„In die Taubheit der Sterblichen habe ich mein Hören versenkt.“ Und so schließt Martin Buber diese kleine Geschichte: „Die wahre Anrede Gottes weist den Menschen in den Raum der gelebten Sprache, wo die Stimmen der Geschöpfe aneinander vorübertasten und im Verfehlen den ewigen Partner erreichen.“
Ist das nicht tröstlich, liebe Freunde und Leser?
Ich rede und schreibe nicht vergeblich; denn Gott hört mir zu. Das gibt mir den Mut, nicht aufzuhören und mich immer mehr von jeder Polarisierung zu entfernen – auch wenn ich eines Tages nicht mehr gelesen werde.
Dabei hilft mir ständig das wunderbare Gebet: „O Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, bilde mein Herz (unsere Herzen) nach Deinem Herzen. Amen!“
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