
8. November 2025 in Jugend
Die Jugendkolumne von kath.net - Von Magdalena Preineder
Wien (kath.net)
Wo ist das Herz der Kirche? Wenn ich diese Frage an dich richte, was ist dann deine Antwort? Wo siehst du das Herz der Kirche, ja, wo ist es?
Wenn man diese Frage stellt, fallen die Antworten vermutlich unterschiedlich aus. Doch es gibt eine Antwort, die die Wahrheit zusammenfasst: Das Herz der Kirche ist bei ihrem Bräutigam.
Während ich heute in einer Kirche gesessen bin, ist mein Blick auf ein Kruzifix im Altarraum gefallen. Obwohl es räumlich von mir entfernt war, wirkte es mir nahe und als würde mir davon eine Frage gestellt werden: „Was ersehnst du?”
In meinem Inneren erhoben sich ohne zu zögern folgende Worte an Jesus: Ich ersehne die Kirche als eine würdige Braut für dich. Sie soll dir dienen. Sie soll dich lieben. Sie soll so fest stehen, wie ein starker Felsen. Sie soll dich verkünden und dir Ehre erweisen. Sie soll mit dir die Freude deiner Erlösungstat feiern. Sie soll dir Gefährtin sein, mit dir die schweren Momente deines Lebens bedenken – wie dein Weinen in Gethsemane oder dein Ruf nach dem Vater. Sie soll an dem festhalten, was deinem Herzen entspringt. Sie soll Priester haben, deren ganzes Bestreben sich darauf richtet, dich mit ganzem Herzen zu lieben und alles für dich zu geben. Priester, die um ihre Berufung wissen und das Heilige Messopfer voll Liebe feiern. Ich ersehne eine Kirche, die dir eine würdige Braut ist.
Jetzt frage ich dich, der du das liest: Wo ist das Herz der Kirche?
Das Herz der Kirche ist bei ihrem Bräutigam.
Es ist mit ihm am Kreuz.
Es ist mit ihm im Allerheiligsten Sakrament des Altares.
Es ist bei ihm, bei Christus.
Zumindest sollte es das sein. Dort ist der Ursprung, die Quelle der Kirche und dort sollte ihr Herz sein.
Ich habe gerade ein Bild vor Augen: Menschen, die etwas in den Händen halten, das aussieht wie ein Herz. Es sind Teile des Herzens der Kirche. Sie verteilen es nach Belieben an Orten und bei Dingen, die ihnen gefallen. Es leiten sie ihre eigenen Vorstellungen darüber, wo Kirche sein sollte, wie sie sein sollte und was sie braucht. Diese Menschen vergessen dabei auf das Einzige, das die Kirche wirklich braucht, auf das, wo sie immer sein sollte: Bei ihrem Bräutigam, bei dem, dessen Herz sie entstammt.
Die Beziehung der Kirche und Christus ist nicht irgendetwas undefinierbares – sie ist Ausdruck einer tiefen Liebe: Die Liebe des Vaters zum Sohn, die Liebe des Sohnes zum Vater, die Verbindung der beiden durch den Heiligen Geist und die Liebe Gottes zum Menschen – sie zeigt sogar, wie sehr Gott für den Menschen sorgt. Die Beziehung der Kirche und Christus ist Ausdruck tiefer, unauslöschlicher Liebe. Die Kirche gehört zum Herzen Gottes, so wie ein Kind zum Herzen seiner Mutter gehört.
Dort sollte das Herz der Kirche also sein: Am Kreuz bei ihrem Bräutigam. In der Eucharistie bei ihrem Bräutigam. Denn nur so kann sie leben.
Nimmt man ihr die Verwurzelung im Kreuz – jenes bleibende Verweilen bei Christus, das Maria der Kirche vorlebte, als sie unter dem Kreuz stand und zu ihrem Sohn hinaufblickte – dann nimmt man ihr ihre Quelle, ihr Leben.
Nimmt man ihr das Zentrum in der Heiligsten Eucharistie – jenes Sakrament, in dem das am Kreuz durchbohrte Herz Christi gegenwärtig ist – dann nimmt man ihr das Herz, das es am Leben hält. Man beraubt sie des Lebens.
Die Kirche braucht die Wahrheit des Kreuzes. Sie braucht den Blick der Mutter Jesu auf das Kreuz. Sie braucht den anbetenden Blick auf das Allerheiligste Sakrament des Altares. Sie braucht die Heiligste Eucharistie.
Nur so kann sie leben. Nur so kann sie dienen. Nur so kann sie lieben. Nur so kann sie die Heimat von Priestern sein, die mit leidenschaftlicher, zärtlicher und hingebungsvoller Liebe das Heilige Messopfer darbringen. Nur so kann sie immer bei Christus sein. Nur so kann sie eine Braut sein, die würdig ist. Nur so kann sie bestehen – mit Christus Herz an Herz, Herz in Herz.
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