
23. Dezember 2025 in Deutschland
Der Passauer Bischof Stefan Oster wäscht dem Bayerischen Rundfunk den Kopf - "Womöglich suchen diese Menschen tatsächlich gegen das, was ihnen die Gesellschaft oder auch dieser Film als Freiheit verkaufen wollen, doch noch was Tieferes?"
Passau (kath.net)
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat in einem Beitrag auf seiner Website deutliche Kritik am Bayerischen Rundfunk und seinen Film "Die hippen Missionare – Mit Jesus gegen die Freiheit?" geübt. Oster kritisiert den Freiheitsbegriff beim BR und den dortigen Autoren, weil der christliche Freiheitsbegriff nur dann toleriert werde, wenn dieser in die gängige Freiheitsauffassung einer "liberalen, digital abgelenkten und weitgehend materialistischen" Gesellschaft passe. "Man pickt sich also aus den heiligen Texten jene Stellen heraus, die dem gesellschaftlich liberal gesinnten Menschen guttun: 'Der liebe Gott hat dich lieb'. Was tatsächlich unbedingt stimmt! Nur: Wenn damit nicht mitgesagt wird, wie das möglich ist, sich von Gott lieben zu lassen – und was da dazugehört, dann geht der Kern des Evangeliums trotzdem verloren. Dass nämlich die Liebe Jesu darin besteht, dass er gekommen ist, 'um zu retten, was verloren ist' (Lk 19,10); dass er dafür leidet, stirbt und aufersteht – und zugleich diejenigen, die zu ihm gehören wollen, ebenfalls zur Kreuzesnachfolge auffordert (vgl. Mk 8,34), das passt nicht wirklich rein. Dass er dann auch noch die Jünger in die Mission aussendet, um alle anderen Menschen auch zu seinen Jüngern zu machen (vgl. Mt 28.19), erst recht nicht. Dass zu alledem Umkehr, Vergebung der Sünden und das Hineinfinden in ein neues Leben gehören, natürlich auch nicht. Und dass mit diesem neuen Leben nun eine tiefere Freiheit gemeint ist, als eine Art vordergründiges Laissez-faire, trifft nun ganz offenbar auf weitgehendes bis völliges Unverständnis", schreibt Oster.
Der Passauer Bischof erklärt in seinem Beitrag, dass er mit dem Hauptautor des Films, Ralph Gladitz, während seiner insgesamt zweijährigen Recherche wenigstens zwei Mal ausführlich gesprochen habe. Er habe aber trotzdem im Nachgang den Eindruck, dass das Drehbuch womöglich doch schon vorher geschrieben war. Von dem, was sie gesprochen hatten, sei nichts in dem Film vorgekommen. Es gab nur den Versuch, die Initiative FOCUS (eine Studenteninitiative aus den USA) schlecht zu machen. Oster sei dankbar für die Arbeit dieser Initiative, der es offenbar gelinge, viele, viele Studierende in eine tiefere Freiheit zu führen. "Dass dazu auch wachsende Entschiedenheit gehört, die womöglich geeignet ist, andere anzufragen oder gar zu irritieren, war immer schon Teil des Evangeliums. Dass es auch auf dem Weg von FOCUS und Loretto – wie übrigens bei allen Wegen christlichen Lebens – Versuchungen, Anfragen, Umwege, fehlbare Menschen gibt, liegt in der menschlichen Natur", so Oster.
Er frage sich, ob das Ergebnis nach einer zweijährigen (!) Recherche des "gebührenfinanzierten Qualitätsjournalismus tatsächlich dieses sei: "Dass nämlich die Loretto-Bewegung und FOCUS auf ihre jugendliche Art einfach nur katholisch sind und sich eben auf Hl. Schrift, Lehramt und Tradition beziehen? Und dass sie mit ihrem jeweils unterschiedlichen geistlichen Profil nicht wenigen Menschen tatsächlich helfen, die Schönheit eines entschiedenen Glaubens an Christus für ihr Leben zu entdecken? Einen Glauben, der tatsächlich in eine tiefere Freiheitserfahrung münden kann, als sich die Autoren offenbar selbst vorstellen können?"
Oster zeigte sich außerdem erfreut, dass die Anmeldezahlen bei der kommenden MEHR in Augsburg nach dem Film nochmals deutlich angestiegen sind. "Womöglich suchen diese Menschen tatsächlich gegen das, was ihnen die Gesellschaft oder auch dieser Film als Freiheit verkaufen wollen, doch noch was Tieferes? Sie finden es auf der MEHR jedenfalls deutlich wahrscheinlicher, als wenn sie noch mehr Fernsehen dieser Art gucken würden."
Foto: (c) Bistum Passau
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