
Prag: Requiem für Kardinal Duka im Veitsdomvor 15 Stunden in Weltkirche, keine Lesermeinung Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Nachfolger Graubner in Predigt: Dukas Eintreten für das Evangelium oftmals im Widerspruch zur heutigen "verweichlichten Kultur" - Papst würdigt Unbeugsamkeit in Zeit der Verfolgung.
Prag (kath.net/ KAP)
In Tschechien haben am Samstag Tausende dem Prager Kardinal und Alterzbischof Dominik Duka das letzte Geleit gegeben. Sie verabschiedeten sich von dem langjährigen Würdenträger mit einem mehr als zweistündigen Trauergottesdienst im Prager Veitsdom, den sein Nachfolger im Amt, Jan Graubner, gemeinsam mit dem Apostolischen Nuntius in Prag, dem aus Nigeria stammenden Jude Thaddeus Okolo, leitete. Konzelebranten waren die Bischöfe der tschechischen und mährischen Diözesen gemeinsam mit Kardinälen und Bischöfen aus dem Ausland. An der Trauerfeier nahmen auch Staatspräsident Petr Pavel und dessen Vorgänger Milos Zeman und Vaclav Klaus teil. Duka, der von 2010 bis 2022 als Erzbischof von Prag amtierte, war am 4. November im Alter von 82 Jahren gestorben.
In seiner Predigt würdigte der amtierende Prager Erzbischof Graubner seinen Vorgänger als eine markante Persönlichkeit mit Konturen: Duka sei Sohn eines Soldaten gewesen, der Menschen in Uniform mochte, Dominikaner mit guter Ausbildung, zudem ein "Mann mit cholerischem Temperament" und Kämpfer für Wahrheit und Freiheit, der oftmals im Widerspruch zur heutigen "verweichlichten Kultur" gestanden sei. Seiner Ansicht nach habe die einseitige Betonung von Gottes Liebe und Barmherzigkeit dazu geführt, "die Realität der Sünde und des Bösen in den Hintergrund zu drängen". 
Wahrheit - ob gelegen oder ungelegen
Über Wahrheiten zu sprechen, die nicht populär sind - etwa dass der einzige Erlöser und Heilbringer Jesus Christus ist - sei für manche unakzeptabel, bezog sich Graubner auf so manche Kontroversen über Äußerungen des verstorbenen Kardinals. Einer auf Bequemlichkeit ausgerichteten Haltung, die niemanden verletzen will, erscheine dies hart. Im Blick auf das öffentliche Engagement von Duka forderte Graubner zum Mut auf, ganz auf Christus zu vertrauen: "Die Früchte zeigen sich dann nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch in der Gesellschaft." Auch Duka sei nicht alles gelungen, "aber er wollte nicht in eigener Zufriedenheit verharren, denn er konnte die Bedürfnisse der Welt erkennen", sagte Graubner.
Der Erzbischof erwähnte die zahlreichen Würdigungen für einen "furchtlosen Verkünder der Wahrheit", der sein Leben der Verteidigung der Werte widmete, auf denen die Gesellschaft fuße. Duka habe Tapferkeit während der Verfolgung der Kirche gezeigt und sich immer für die Erneuerung des kirchlichen Lebens eingesetzt. Er selbst habe den Kardinal lange gekannt, so Graubner. Aber erst in den letzten Jahren habe er ihn fast täglich gesehen und sei von Dukas enormer Belesenheit, seinem erstaunlichen Gedächtnis und seiner Fähigkeit, bei Zuhörern Aha-Erlebnisse auszulösen, beeindruckt gewesen. Bemerkenswert nannte es Graubner, wie viele Ungläubige Duka anzusprechen verstanden habe. Und er habe sich nicht gescheut, mit Menschen zu sprechen, auf die andere herabblicken.
Kondolenzbrief Papst Leos verlesen
Beim Requiem wurde auch ein Kondolenzbrief von Papst Leo XIV. verlesen. Darin würdigt er den verstorbenen Kardinal als einen im Glauben geformten Hirten und einen unerschrockenen Verkünder des Evangeliums: "Ich danke Gott für sein intensives pastorales Wirken und erinnere mit Bewunderung an seinen Mut in der Zeit der Verfolgung, als ihm seine Freiheit genommen wurde und seine Nachfolge Christi dennoch niemals wankte", schrieb der Papst.
Der mit dem Verstorbenen freundschaftlich verbundene tschechische Alt-Präsident Vaclav Klaus erinnerte beim Begräbnis an Dukas Ernennung. Nicht nur er habe damals die Hoffnung gehegt, der neue Erzbischof von Prag werde dazu beitragen, die katholische Kirche und die tschechische Gesellschaft einander näherzubringen, die die Geschichte oft voneinander entfernt habe. Zu Recht habe der Papst in seinem Beileidstelegramm davon gesprochen, dass sich Kardinal Duka um den "Dialog zwischen Glauben und Gesellschaft" verdient gemacht habe.
Musikalisch gestaltet wurde der Trauergottesdienst, den das tschechische Fernsehen live aus dem Veitsdom übertrug, mit dem bekannten Requiem op. 89 von Antonín Dvorak. Der Schauspieler und Regisseur Jiri Strach las aus der Bibel. Zum Abschluss des Trauergottesdienstes wurde der Sarg mit der sterblichen Hülle Dukas unter Glockengeläut in der Krypta der Erzbischöfe im Veitsdom beigesetzt. Ein armenischer Priester sprach ein Gebet, auf Hebräisch wurde der Psalm 16 gesungen.
Der aus Hradec Kralove (Königgrätz) stammende Duka trat 1968 geheim in den Dominikanerorden ein und wurde 1970 zum Priester geweiht. Während des kommunistischen Regimes in der damaligen Tschechoslowakei wurde er 1981 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil er trotz behördlichen Verbots als Seelsorger arbeitete. Erst nach der Wende von 1989 durfte er wieder offen als Priester wirken. Ab 1998 war Duka Bischof seiner Heimatstadt Hradec Kralove (Königgrätz), danach von 2010 bis 2022 Erzbischof von Prag.
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