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| ![]() Republik der Dünnhäutigenvor 8 Stunden in Kommentar, 9 Lesermeinungen Eine Generation verwechselt Gefühle mit Argumenten – und Universitäten kapitulieren vor moralischer Erpressung. Der Fall Ostritsch zeigt: Wo Tränen regieren, verstummt die Vernunft - BeneDicta von Dorothea Schmidt Regensburg (kath.net) Manchmal fragt man sich, ob wir als Land kollektiv beschlossen haben, erwachsenes Denken gegen Wärmflaschen und Kuscheltiere einzutauschen. Vergangene Woche wurde ein Journalistenkollege, Sebastian Ostritsch, gecancelt. Er sollte an der Münchener Jesuitenhochschule einen Vortrag zum Thema „Ist Gottes Existenz eine Sache der Vernunfterkenntnis?“ halten. Doch die Einladung wurde zurückgezogen. Begründung: Er sei ein „rechtsextremer Fundamentalist“. Man könnte den Fall zu den Akten legen, wäre er nicht ein Paradebeispiel dafür, wie sich die Cancel Culture immer tiefer in Institutionen frisst. Viele huldigen ihr – aus Angst, unangenehm aufzufallen oder jemanden in Tränen ausbrechen zu sehen. Was genau ist passiert? Nun: Ostritsch äußert sich kritisch zu Cancel Culture, Identitätspolitik und politischem Aktivismus. Er wagt es, eine unbequeme Meinung auszusprechen. Darum wohl stehen ganze Empörungskader Gewehr bei Fuß, als sei die Republik in Gefahr. Die Empfindlichkeiten regieren Zur Erinnerung: Es geht um Worte, die manche nicht hören wollen – nicht um Waffen. Doch in der Republik der Dünnhäutigen gilt ein Gedanke schon als erster Schritt zum Staatsverbrechen. Mittlerweile genügt es, dass sich irgendjemand durch irgendeine Aussage irgendwie unwohl fühlt, um eine Empörungslawine loszutreten und dafür zu sorgen, dass halb Deutschland strammsteht und pariert, um ja nicht aufzufallen. Selbstzensur nennt man das auf der einen Seite. Auf der anderen Ist es Machtausübung einer pressure group, die das Recht für sich beansprucht, die Debatte führen und für alle anderen entscheiden zu dürfen. Denn Emotionen, als Ersatz für Argumente inszeniert, werden zu moralischen Atombomben; einmal abgeworfen, ist jede Diskussion ausgelöscht. So war es beim Synodalen Weg — der Synodale Ausschuss wird nun von Gleichdenkenden dominiert; wer deren antikirchlichen Projekten widersprach, ist raus — und so ist es auch an den Universitäten. Wer hätte gedacht, dass Macht so billig zu haben ist. Wir erleben eine Generation, die jeden Widerspruch als Mikroaggression betrachtet und das eigene Tränenreservoir als politisches Druckmittel nutzt. Pauline Voss nennt sie die „Generation Krokodilstränen“ — ich nenne es emotionale Erpressung. Ein bisschen Betroffenheit zeigen und ganze Institutionen knicken ein. Universitäten vergessen zunehmend, wofür sie eigentlich stehen: für Denken, Debatten, für eine robuste und reife Streitkultur. Stattdessen knien sie vor jenen nieder, die im Empörungstheater und in der Gefühlsduselei am lautesten auftreten. Universitäten: Wo Argumente nicht mehr zählen Früher galt an der Uni: Zeig mir dein Argument, und ich zeige dir meins. Heute heißt es: Zeig mir deine Emotion, und ich schweige lieber. Man sehnt sich beinahe nach Aristoteles oder noch besser nach Thomas von Aquin und deren unaufgeregten Dispute zurück, in denen Argumente noch etwas wert waren. Heute würde man Aquin wohl als „stummen Ochsen“ gefesselt und geknebelt in der hintersten Hörsaalecke versauern lassen, statt ihm zuzuhören. Er hat ja Argumente. Und würde man ihn doch anstellen, müsste die Uni sicherheitshalber eine Taskforce zur Bewältigung von Gefühlsausbrüchen gründen. Und Aristoteles? Der hätte wohl vor zu viel Pathos gewarnt — und hätte anschließend vermutlich in Untergrund fliehen müssen. Die Gesellschaft bricht an ihrer eigenen Zerbrechlichkeit Das Problem im Fall Ostritsch ist nicht nur seine Ausladung. Das Problem ist eine akademische Jugend, die eigentlich lernen sollte, ihre Gripszellen zu benutzen, die aber Sand ins Getriebe gestreut bekommt, sobald sie beginnt, selbst zu denken. Empörung ist das neue Studienfach. Denken wirkt verdächtig. Gefühle werden als objektive Tatsachen behandelt, die wiederum Gefühle verletzen können und somit als gefährlich gelten. Doch was soll aus einem Land werden, in dem Gefühl die Vernunft schlägt, Befindlichkeit die Freiheit außer Kraft setzt und Empörung jeden Dialog erstickt? Nun, ganz einfach (und ernüchternd): Es entstehen Mitläufer. Menschen, die das Denken meiden, Gefühle zu Gesetzen erklären und jedem das Wort entziehen, der nicht in die moralische Komfortzone passt. Anders gesagt: Trete jemandem verbal auf die Zehen, und du machst dich eines politischen Vergehens schuldig. Deutschlands Abschied von einer offenen Gesellschaft Man muss Ostritschs Meinung nicht teilen. Man muss sie nicht mögen und kann sie sogar falsch finden. Aber ein flächendeckendes, reflexhaftes, kollektives Canceling bringt ein Land hervor, das aus lauter Hyper-Sensibelchen in Dauer-Trotzphase besteht: Alle liegen schreiend und sich windend auf dem Boden oder stampfen heulend mit dem Fußen — schlichtweg, weil jemand eine andere Meinung hat. Diese Cancel Culture ist kein Kampf für Gerechtigkeit, sondern ein Kampf gegen eine demokratische Kultur und das Aushalten der Meinung des anderen. Selbst die Kirche macht mit — und zeigt weltweit, wie Synodalität nicht funktioniert. Kurz: Deutschland hat es geschafft, das Gegenteil einer offenen Gesellschaft zu bauen – und nennt es auch noch Fortschritt. Sehr peinlich. Dieses Land braucht dringend eine Rückbesinnung auf Tugenden wie Robustheit, Tapferkeit, Widerspruchsfähigkeit und Gedankentoleranz – Eigenschaften, die selbstständig denkende, erwachsene Menschen hervorbringen. Vor allem aber braucht es eines: moralische Gelassenheit. Man muss sich nicht bei jeder Gelegenheit angegriffen fühlen. Erwachsensein bedeutet Selbstständigkeit, Selbstdisziplin, die Bereitschaft zuzuhören und eigenständig zu denken – ebenso wie die Fähigkeit zur Selbstkritik und dazu, andere Meinungen auszuhalten. Erwachsensein bemisst sich nicht daran, wer am lautesten „Aua!“ ruft oder die meisten Tränen vergießt. Wir brauchen eine Streitkultur, die den Namen verdient, Professoren, die nicht bei jedem Studententränchen einknicken, sondern Rückgrat zeigen. Eine Demokratie lebt von Menschen, die Meinungsvielfalt nicht nur dulden, sondern ertragen können. Ein Land, das keinen Widerspruch aushält, ist keine Demokratie. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() Lesermeinungen
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