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"Die Zulassung zur Kommunion wird zur Regel werden"

20. Februar 2018 in Kommentar, 17 Lesermeinungen
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"Gültige, unauflösliche, sakramentale Ehen werden zu einem zeitlich begrenzten Projekt." Gastkommentar von Weihbischof Marian Eleganti


Dietikon ZH (kath.net/kath.ch) Die Debatte um den Kommunionempfang von wiederverheirateten Geschiedenen geht weiter: Mit seinem Vorschlag der «Verfahrenssicherheit» bestätige Daniel Bogner die Einschätzung, dass es in dieser Frage objektive Kriterien brauche, sagt der Churer Weihbischof Marian Eleganti in seinem zweiten Gastkommentar zu «Amoris Laetitia». Die Forderung nach einer transparenten Methode hält er jedoch für «realitätsferne Traumwerkstatt».

Wie alle, die Kapitel 8 von «Amoris Laetitia» weit auslegen, spricht Daniel Bogner in seinem Gastkommentar «Wiederverheiratete Geschiedene: ‘Objektiv’ urteilen – aber wie?» von Einzelfällen. Die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion soll also in Ausnahmefällen und mittels Einzelfallregelungen geschehen – was auch in «Amoris Laetitia» so festgehalten ist.

Allerdings stellt sich hier die Frage: Welche Regel gilt für die Mehrheit? Lebt die Mehrheit der zivil Wiederverheirateten wie Bruder und Schwester zusammen, um zur Heiligen Kommunion zugelassen zu werden? Oder verzichtet sie auf die Kommunion, weil sie sich nicht im Stande sieht, enthaltsam zu leben?

Ein Team von Fachleuten soll Verfahrenssicherheit garantieren.


Beides ist nach meiner Einschätzung mehrheitlich nicht der Fall (vergleiche dazu die diesbezüglichen Aussagen der Initianten der Pfarrei-Initiative; Nr.3 des Initiativtexts) Der Trend geht in die seelsorglich begleitete Wiederverheiratung mit Kommunionempfang. Also wird die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen mit der Zeit zur Regel werden.

Daniel Bogner fordert «Verfahrenssicherheit» ein. Diese solle ein Team von Fachleuten garantieren. Damit bestätigt er indirekt meine Einschätzung, dass es für die Einzelfall-Einschätzung objektive Kriterien braucht. Beides kann nach meiner Einschätzung aber leider nicht geleistet werden. Dass es dabei «anspruchsvoller» werden wird, über die Frage des Sakramentenempfangs zu entscheiden, wie Bogner schreibt, ist nur eine Verschleierung dieser Tatsache.

Eine transparente Methode ist realitätsferne Traumwerkstatt.

Die Forderung nach «einer nachvollziehbaren, transparenten Methode», die in Bistümern zur Anwendung kommen soll, ist realitätsferne Traumwerkstatt. Bogner bemüht auch Psychologen in diese Fachgruppe, die schon aufgrund ihrer Professionalität keine moralische Frage nach dem Gnadenstand mitentscheiden können.

Die Praxis wird der Lehre widersprechen.

Der Dogmatiker schreibt zwar: «Keineswegs wird die geltende Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe aufgegeben». Ich finde: Aber die Praxis wird ihr widersprechen. Gültige, unauflösliche, sakramentale Ehen werden zu einem zeitlich begrenzten Projekt. Ihre absolute Bindungskraft, die in der Lehre festgehalten ist, wird einer nicht objektivierbaren Einschätzung von Personen unterworfen.

Schwere Ungerechtigkeiten sollte man vermeiden.

Mir stellt sich zudem grundsätzlich die Frage: Sind nicht die Stellen in «Amoris Laetitia», die von der unerträglichen Last überzogener Massstäbe und von der Überforderung durch die sexuelle Enthaltsamkeit sprechen – etwa um durch sexuelle Enthaltsamkeit nicht andere Güter zu gefährden oder das Zerbrechen der zweiten Verbindung zu riskieren und neue Schuld auf sich zu laden – bereits eine Unterminierung der nach wie vor gültigen Lehre, auch wenn es um Ausnahmen gehen soll?

Auch spricht Kardinal Clemente, Patriarch von Lissabon, von schweren Ungerechtigkeiten, die man bei den Ausnahmeregelungen vermeiden solle. Nach welchen Kriterien müsste dabei vorgegangen werden?

Die in sich schlechten Taten gelten immer.

Die Enzyklika «Veritatis Splendor» von Papst Johannes Paul II. hat die Lehre von den in sich schlechten Taten aufrechterhalten, die auch der in «Amoris Laetitia» zum Teil nicht korrekt zitierte Heilige Thomas von Aquin lehrte. Da die in sich schlechten Taten – unter ihnen der Ehebruch – immer gelten und deshalb von allen Paaren bislang die Enthaltsamkeit verlangt wurde als Voraussetzung für den Kommunionempfang, liegt hier ein Bruch mit dem Lehramt der bisherigen Päpste vor.

In die gleiche Richtung weist die bereits angedachte Relektüre der Enzyklika «Humanae Vitae» in Bezug auf Neubewertung künstlicher Verhütungsmethoden von Papst Pauls VI. Da die Dubia-Anfragen der vier Kardinäle an den Papst genau über diesen befürchteten Bruch mit der bisherigen Lehre Klarheit verlangten, wurden sie nicht beantwortet.

«Regulär» und «irregulär» ist nicht moralisierend.

Noch ein letztes: Die bisherige Sprachregelung von «regulär» und «irregulär» war nicht moralisierend. Sie war Ausdruck des Verzichts auf jede Form einer Einschätzung von Schuld und Gnadenstand. Sie stellte einfach nur «Irregularität» fest im Hinblick auf die Forderung des Evangeliums und die Unauflöslichkeit der Ehe. Auch die Aufhebung dieser Unterscheidung, die vom österreichischen Kardinal Christoph Schönborn als Errungenschaft und Fortschritt vorgestellt wurde, stellt meines Erachtens einen Rückschritt dar.

Der Kommentar wurde erstmals auf kath.ch publiziert.

Videobotschaft der Schweizer Bischofskonferenz zum 1. August 2017: Weihbischof Marian Eleganti/Chur über den hl. Bruder Klaus von der Flüe



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Lesermeinungen

 lesa 21. Februar 2018 

@Spatz in der Hand: Zustimmung! Da ist eine große, vielfach verdeckte seelische Not. Die Marginalisierung müsste überhaupt nicht sein. Das wichtigste wäre eine einheitliche Verkündigung, die die objektiven Gegebenheiten klar benennt und Möglichkeiten aufzeigt wie die von Ihnen genannten. Die Menschen haben ein Recht auf die Wahrheit. Nur sie hilft ihnen. Ansonsten wird so vieles verdrängt, kompensiert etc. Die Leidtragenden der allgemeinen Verunsicherung bzw. Willkür sind die Betroffenen. Diese Unklarheit hat tragische Folgen für das Seelenleben vieler.


2
 
 JuergenPb 21. Februar 2018 

@hapet, @SpatzInDerHand et al.

Danke @hape.
Also habe wir rund 60.000 Zweitehen. Die Zahl ist offenbar relativ konstant. In Deutschland ist etwa 1/3 katholisch. Das wären statistisch gesehen also 20.000 Katholiken. Davon gehen 10% noch in die Kirche, macht auf ganz Deutschland 2.000 Kirchgängen bzw. Kirchennahe pro Jahr. (Lassen wir mal außer Acht, daß die Zahl der Scheidungen und zivilen Zweitehen bei katholischen Kirchgängern ganz anders aussieht als im Durchschnitt!)

Bei rund 10.000 Pfarreien/Seelsorgestellen, kommt also alle 5 Jahre auf jede dieser Stelle ein (Ehe)Paar.

Interessanterweise hört man aber immer in Diskussionen – so auch hier von „ SpatzInDerHand“ – daß sie „viele“ Leute kennen.
Wo kommen die denn alle her?

SpatzInDerHand schreibt „Es ist durchaus ein Problem, um das wir uns dringendst kümmern müssen!“
Ist das so?

Ich habe den Eindruck, daß sich zumindest in Deutschland vor allem um bestimmte Gruppen gekümmert wird.

Die 90% Nicht-Kirchgänger sind nicht mehr im Blick. – Traurig!


3
 
 SpatzInDerHand 21. Februar 2018 

@hape, JuergenPb: Wiederverheiratete Geschiedene mit nichtanulierten Ehen sind

in unseren Gemeinden keine Seltenheit - unabhängig davon, wie man dazu stehen mag. Ich kenne viele wiederverheiratete Geschiedene, die häufig zur Messe gehen. Ich kenne auch welche, die gerne kommen würden, aber nach der Wiederverheiratung traurig aus der Kirche ausgetreten sind.

Es ist durchaus ein Problem, um das wir uns dringendst kümmern müssen!

Mein eigener Vorschlag ist: wir müssten die soziale Stigmatisierung beseitigen, die entsteht, wenn Wiederverheiratete während des Kommunionempfangs in der Bank bleiben müssen. Auch wir anderen sind keineswegs immer zum Kommunionempfang disponiert. Ich verstehe nicht, warum wir als kath. Kirche hierzulande nicht massiv Werbung für die beim Kommunionempfang vor der Brust verschränkten Arme machen - gesegnet kann ich auch im Zustand der Sünde werden, und manchmal ist weniger mehr...

Aber das ganze hängt mit dem allgemeinen Schwinden des Bewusstsein für Sünde zusammen, auch mit dem massiven Niedergang des Beichtsakramentes.


2
 
 Fischlein 21. Februar 2018 
 

@JuergenPb

Ich bin der Meinung, jeder Mensch, der gegen die Lehre der Bibel zur Kommunion geht, ist um einen zu viel.


1
 
 JuergenPb 20. Februar 2018 

Zahlen?

Gibt es eigentlich konkrete Zahlen, wie viele Leute das Thema tatsächlich persönlich betrifft und interessiert?

90% der Katholiken gehen (in Dtl.) sonntags sowieso nicht in die Messe. Da ist anzunehmen, daß auch 90% der zivil Wiederverheirateten nicht in die Messe geht.

Von den verbleibenden 10% ist es wiederum nur ein Teil, der mit der klassischen Regelung Probleme hat.

Über wieviele Paare in Deutschland, Österreich und anderen Ländern reden wir da jeweils eigentlich?


2
 
 girsberg74 20. Februar 2018 
 

@Magdalena77

"Lieber @Girsberg74,
könnten Sie das etwas näher erläutern?"

Liebe Magdalena77, verstehe, hatte selbst Schwierigkeiten, das so zu sagen, dass es von anderen verstanden wird, ohne dass ich anecke. Das unserer Klientel anerzogene Nicht-Anecken-Wollen ist oft unser Handicap, das von „Neuerern“ und Verwirrern gezielt genutzt wird.

Vielleicht sehen Sie bei dem Wort „Hirten“, dass es in Anführungszeichen steht. Das meint, dass ich solchen „Hirten“ nicht folge, sondern sie mit allen Mitteln zu hemmen suche, wenigstens das auf sie Passende irgendwie sagen kann.


5
 
 Magdalena77 20. Februar 2018 

Lieber @Girsberg74,

könnten Sie das etwas näher erläutern?


7
 
 girsberg74 20. Februar 2018 
 

Fest dahinter stellen!

@Magdalena77 „Das Traurigste an AL … betrogen werden soll...“

Ihr Beitrag enthält die Frage, was dagegen getan werden kann.

Vielleicht, dass Sie sich, so immer möglich, hinter diese „Hirten“ stellen.


0
 
 Kostadinov 20. Februar 2018 

das haben wir ja schon in vielen Pfarreien

wie hieß es bei einem Erstkommuniongottesdienst im Allgäu vor der Kommunion wörtlich vom Pfarrer? «Alle sind eingeladen» - ich bin dann gleich sicherheitshalber sitzen geblieben


14
 
 leibniz 20. Februar 2018 
 

Die Kirche hier zu Lande schafft sich selbst ab. Mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen.


15
 
 Magdalena77 20. Februar 2018 

Das Traurigste an AL ist die darin enthaltene offenkundige, nicht sehr intelligent verhüllte Intrige gegen fundamentale katholische Glaubensinhalte, vor allem gegen die Sexualmoral und die Unauflöslichkeit der Ehe. Es ist ein Stich ins Herz, wenn man merkt, dass man von den eigenen Hirten, die man eigentlich hochachten und in Christus lieben will, betrogen werden soll...


16
 
 Quirinusdecem 20. Februar 2018 
 

pilantinische Theologie

Mir kommt es immer mehr so vor, als ob viele und maßgebliche Leute in der Kirchenleitung, beginnend von Papst Franziskus über diverse Kardinäle, hier insbesondere Marx, usw. eine andere und vor allem neue Theologie verfolgen würden:
So gibt es die Richtung z.B. von Thomas von Aquin, von Augustinus etc. Das ist bekannt; neu ist hier aber die Person, mit der man es verbinden könnte: Pontius Pilatus mit der theologisch, philosophischen uns säkularen Frage : "WAS IST WAHRHEIT" Frage. Das heißt, meiner Ansicht nach wird zur Zeit eine "Pilantinische" Theologie aufgebaut und ins Feld geführt. Das macht bei allen momentanen Äußerungen des genannten Personenkreises Sinn und erklärt diese....(einschließlich der Handwaschung zur Unschuldsbeteuertung)


13
 
 siebenschlaefer 20. Februar 2018 
 

Eine hervorragende Analyse des Bischofs,

die das ganze Projekt AL mit Recht und Eindeutigkeit "eine Unterminierung der nach wie vor gültigen Lehre" nennt.
Wenn also AL häretisch ist, was ist dann mit seinem Promulgator?


22
 
 Smaragdos 20. Februar 2018 
 

Hochoffizieller Täuschungsversuch

Einfach nur hervorragend, vielen Dank, Herr Weihbischof!

Der Trick von AL ist so einfach wie frech: Offiziell wird an der (Ehe)Lehre nichts geändert, aber sehr wohl an der Praxis! Das ist (versuchte) Täuschung bzw. Vertuschung von der übelsten Art, und wenn sie dazu von oberster Stelle aus der Kirche - dem Papst - kommt, ist es ein Skandal!


19
 
 aragorn1 20. Februar 2018 
 

Eine Kirche die die Lehre ändert führt sich ad absurdum

Und wenn hundert Mal beteuert wird dass sich die Lehre nicht ändert. Sobald die Praxis aufgrund nebulöser Ausnahmen anders gelebt wird als die Lehre vorgibt, kann man nicht mehr davon sprechen dass die Lehre unverändert bleibt.
Wenn aber die Kirche die Lehre (Gottes) ändert, verliert sie ihre Daseinsberechtigung.


18
 
 gebsy 20. Februar 2018 

Geistige Kommunion

als Solidaritätsakt ist die einzige saubere Lösung, um diesem seit Jahrzehnten praktizierten Sakrileg Einhalt zu gebieten ...


11
 
 Ulrich Motte 20. Februar 2018 
 

Und heute?

Ist diese Zulassung nicht heute schon eher Regel (üblich), die Nichtzulassung eher die Ausnahme (in der BRD zumindest)? Frage, nicht Behauptung!


10
 

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