Präsident der Spanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Argüello, bei CEE-Vollversammlung: „Manche sprechen in diesem Zusammenhang von einer „katholischen Wende“ – „Die Debatte um Gott und ‚den Katholizismus‘ ist in den Fokus der Medien gerückt“
Madrid (kath.net/pl) „Die Millionen Menschen, die den Tod und die anschließende Beisetzung von Papst Franziskus, das Konklave und die Wahl Leos XIV., das Jubiläum der Jugend, die Positionen der Kirche zu wichtigen und besorgniserregenden Themen wie Kriegen und Migration sowie andere Ereignisse der letzten Wochen verfolgt haben, haben die Debatte um Gott und „den Katholizismus“ in den Fokus der Medien gerückt.“ Darauf mach der Präsident der Spanischen Bischofskonferenz, Luis Javier Argüello García, Erzbischof von Valladolid, bei seiner Eröffnungsrede zur 128. Vollversammlung in Madrid am Dienstag aufmerksam.
kath.net dokumentiert den Abschnitt „2. Gott und ‚der Katholizismus‘“ der Rede von Erzbischof Argüello in voller Länge in eigener Arbeitsübersetzung:
2. Gott und „der Katholizismus“
Die Millionen Menschen, die den Tod und die anschließende Beisetzung von Papst Franziskus, das Konklave und die Wahl Leos XIV., das Jubiläum der Jugend, die Positionen der Kirche zu wichtigen und besorgniserregenden Themen wie Kriegen und Migration sowie andere Ereignisse der letzten Wochen verfolgt haben, haben die Debatte um Gott und „den Katholizismus“ in den Fokus der Medien gerückt.
Manche sprechen in diesem Zusammenhang von einem „Moment“ oder einer „katholischen Wende“. Diego S. Garrocho greift diese Entwicklung in seiner Kolumne in der Zeitung El País vom 27. Oktober auf: „Etwas verändert sich. Seit einiger Zeit lässt sich ein zunehmender Trend zur Verwendung religiöser Ästhetik in nahezu allen Bereichen beobachten, und es handelt sich dabei möglicherweise um mehr als nur eine visuelle Vorliebe. Artikel im Guardian, in der Welt und in der Washington Post haben diesen Prozess thematisiert.“
In Spanien hat die Ankündigung von Rosalías neuem Album „Lux“ erneut eine Debatte ausgelöst. Es gibt Anzeichen dafür, dass der Katholizismus wieder im Trend liegt, oder, wenn man so will, dass eine Rückkehr zu spirituellen Prinzipien stattfindet, die scheinbar verboten waren. Dieser Prozess ist stetig und verstärkt sich. Am Freitag, dem 24. Oktober, feierte Alauda Ruiz de Azúas Film „Los domingos“ (Sonntage), Gewinner der Goldenen Muschel beim Filmfestival von San Sebastián, Premiere. Er erzählt die Geschichte der Berufung einer jungen Frau. Am selben Freitag erhielt Byung-Chul Han in Oviedo den Prinzessin-von-Asturien-Preis für Geisteswissenschaften. Sein neuestes Buch trägt den Titel „Über Gott“, und der südkoreanische Autor bekennt sich offen zu seinem katholischen Denken. Sowohl der Philosoph als auch der Sänger lassen sich von Simone Weil inspirieren.
Enric Juliana schreibt in seinem Newsletter „Penínsulas“ in der Zeitung „La Vanguardia“ vom 28. Oktober über die „katholische Wiederbelebung“ oder einen bedeutenden „katholischen Moment“, in dem er unter anderem Folgendes feststellt: „Dies ist der komplexe katholische Moment. Eine Zeit, in der Religion und religiöse Symbole erneut das Interesse von Teilen der Jugend wecken […]. Die römisch-katholische Kirche zieht junge Menschen durch Stille, Kontemplation und Tradition wieder in ihren Bann und gewinnt gleichzeitig durch eine zum Handeln aufrufende Soziallehre Sympathisanten, darunter viele Nichtreligiöse.“
Zwei am 1. November veröffentlichte Artikel bieten eine Gegenposition. Sergio del Molino schreibt in El País: „Mehr als eine katholische Wende erleben wir vielleicht die letzte Phase der Säkularisierung, die vor 200 Jahren in Europa begann und nun so stark geworden ist, dass Religion zu einem Gegenstand der Debatte wird, wie jedes andere Thema auch.“ Damit ordnet er sich dem zu, was Charles Taylor in „The Secular Age“ als die dritte Phase der Säkularisierung bezeichnet. Und Juan Manuel de Prada argumentiert in ABC unter Berufung auf Chesterton:
„Die Kirche ist immer aus der Mode, weil sie vernünftig ist; sie scheint immer hinter der Zeit zu sein, obwohl sie in Wirklichkeit ihrer Zeit voraus ist.“ Die Kirche ist die einzige Realität, die den Menschen von der erniedrigenden Knechtschaft befreit, ein Kind seiner Zeit zu sein; wenn „Katholizismus“ zur „Modeerscheinung“ oder zum „neuen Punk“ wird, dann nur, weil er eine Fälschung ist, selbst wenn diese Fälschung von einem „pompöseren“ Katholizismus gesegnet wurde. Oder gerade deswegen.“
Foto aus dieser Veranstaltung (c) Spanische Bischofskonferenz/Screenshot
Spanische Bischofskonferenz: Eröffnung der Vollversammlung der Spanischen Bischofskonferenz einschließlich der oben erwähnten Rede - Video in Spanisch
Eine "Renouveau Catholique" wie bereits bis vor 100 Jahren in ganz Europa:
Die sich damals als Katholische Erneuerung von Frankreich aus ihren Weg bahnte, mit inspirierenden Literaten wie Leon Bloy, Paul Claudel, Julien Green, ... in UK Gilbert Chesterton, John Henry Newman, Hilaire Belloc, .. bei uns mit Edzard Schaper, Theodor Haecker, Romano Guardini, Reinhold Schneider, Werner Bergengruen, Gertrud von Le Fort, Franz Werfel, ... : Das wäre wieder Licht am Ende des Tunnels, der Silberstreif am Horizont für all die "auf den Morgen wartenden Wächter" (Psalm 130, 6). Auch in fast ausschließlich protestantischen Ländern wie z.B. in Skandinavien oder Island erwachte Ende des 19. Jahrhunderts die Neugier auf das Katholische: Symptomatisch dafür stehen z.B. die vom Isländer P. Jon Svensson SJ (Jon Stefan "Nonni" Sveinsson) verfassten 12 Nonni-Bücher, in denen er - vor allem in "Wie Nonni sein Glück fand" - seinen abenteuerlichen Weg schon als 12-Jähriger von Island aus nach Frankreich und in die Katholische Kirche schildert. Heute doch wieder Hoffnung wie damals?
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Wirt1929 vor 30 Stunden
@Daniel68
Ich teile ihre Meinung, bin selber aber auch eher konservativ. Neue Wege dürfen von vornherein nicht ausgeschlossen werden, wenn sie der Würde des Evangeliums und der Liturgie gemäß geführt sind. Dabei bleibt zu hoffen, das die traditionelle Messe in gleicher Weise wieder ohne Beschränkungen angeboten werden sollte. Dem Gläubigen sollte überlassen bleiben, wo seine Prioritäten liegen. Ist nicht Einheit in Vielfalt ein christliches Grundprinzip?
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Daniel68 vor 2 Tagen
Hoffnung, dass es auch in Deutschland besser wird
Wir hatten vergangene Woche Besucherzählung; ergab 7 Prozent. Best besuchte Messe war am Sonntag eine neue Form mit neu gegründeter Kirchenband und dem Gospelchor der Nachbargemeinde. Ich habe bei meiner Tochter Videos gesehen. Viel mit verschiedenen Lichteffekten und von den Kommunionkindern und den Firmlingen erstellte Texte und Fürbitten. Es wurde am Ende kräftig applaudiert und es soll eine Wiederholung geben und vielleicht regelmäßig derartige Messen. Die Kommentare im Gästebuch und in der Presse waren von sehr viel Lob und Begeisterung geprägt. Für meinen Geschmack nicht geeignet, aber wenn es die Menschen für den Glauben begeistern kann, ist es vielleicht hilfreich.
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SpatzInDerHand vor 2 Tagen
Ich beginne Hoffnung zu schöpfen!!
Schließlich: Gott ist treu, auch wenn wir untreu sind...
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Versusdeum vor 2 Tagen
Nun ja, beim Thema Migration
ist "die Kirche" jedenfalls nicht "immer vernünftig". Mittelfristig wird in vielen europäischen Staaten die (dann islamische) Geschichtsschreibung den Buben in den Schulen die Rolle der "Kartoffelkirche" bei der Islamisierung und der Unterdrückung von Kritik daran durchaus "würdigend" nahebringen.
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Wirt1929 vor 2 Tagen
Ein Papstwechsel
löst natürlich immer noch ein besonderes Augenmerk auf die katholische Kirche aus. Die Fokussierung in den Medien bietet aber wohl nicht die stärkere Hinwendung zum Katholizismus. Die säkularen Kräfte haben längst in ihrer Dynamik „gutes" geleistet. Hoffnungsvoll stimmen mich allerdings die stärker werdenden Einflüsse mystischer Gruppen, die im Gegensatz zu den fast schon negativ wirkenden liberalisierten Kräfte wieder neue Glaubensimpulse aussenden. Dennoch bin ich eher bei dem abschließenden Zitat von Juan Manuel de Prada: Die Kirche ist immer aus der Mode, weil sie vernünftig ist. Die Bischöfe dieser Welt haben es in der Hand, den Rom-Synodalen Weg so zu gestalten, das die Hoffnung von Erzbischof Argüello vielleicht Realität wird. Gebet wäre dabei nicht unwichtig!
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